Toxische Positivität & Dauer-Negativität: Wie Du bei Energieräubern in Deiner Mitte bleibst
- Sabrina Kubitschko
- vor 1 Tag
- 5 Min. Lesezeit
Heute freue ich mich richtig, weil ich eine Frage einer Zuhörerin beantworte, die wir wohl alle schon mal erlebt haben:
👉 Was machst Du, wenn Menschen um Dich herum sind, die Dir Energie rauben?
Egal, ob durch ständige Negativität oder durch diese toxische Positivität, die man kaum aushalten kann – wir schauen uns das heute ganz genau an.
Ich erzähle Dir zuerst, was da eigentlich passiert, und danach, wie Du in solchen Situationen bei Dir bleiben kannst.
Vorweg: Das, was Anna, die Zuhörerin, erlebt hat, ist sehr persönlich und vielschichtig. Ich teile mit Dir meine Strategien – die sind sicherlich nicht vollständig, geben Dir aber wertvolle Anhaltspunkte, wie Du Dich besser schützen kannst.
Inhaltsverzeichnis
Die Geschichte von Anna (Name geändert)
Anna war den Sommer über ehrenamtlich in einem christlichen Ferienlager tätig. Dort gab es verschiedene Aktivitäten, die die Teilnehmer besuchen konnten – natürlich auch unter Begleitung von Teamleitungen.
Anna war in einer Gruppe unter der Leitung von Renate. Nach Annas Schilderung war Renate extrem auf sich selbst fokussiert. Sie strahlte diese Art von Über-Positivität aus, die Anna als sehr belastend empfand.
Renate lehnte alle Vorschläge ab, konnte alles besser und stellte irgendwie ständig alles schlimmer dar. Kennst Du das? Dieses ständige Übertrumpfen: „Alles top, alles besser, alles schlimmer!“
Dieses Verhalten raubt Energie, weil man ständig auf der Hut ist, um alles richtig zu machen oder sich zu rechtfertigen. Man darf nie wirklich fühlen, was man fühlt, sondern soll immer nur positiv reagieren – und genau das zermürbt auf Dauer.
Was steckt dahinter?
Menschen wie Renate, die toxische Positivität oder extreme Negativität zeigen, handeln oft aus eigenen Verletzungen oder alten Mustern heraus.
Das bedeutet: Ihr Verhalten hat wenig mit Dir persönlich zu tun – auch wenn es sich manchmal genau so anfühlt.
Toxische Positivität kann sogar eine Folge von Trauma sein. Sie drängt uns dazu, immer „positiv“ zu sein, ist also nicht nur gut gemeint. Denn in dem Moment überrollt sie Deine eigenen Gefühle, lässt Dich unsichtbar fühlen und erzeugt Druck, immer fröhlich zu sein – selbst wenn Du gerade müde, traurig oder genervt bist.
Ein Beispiel
Stell Dir vor: Du hast heute Deinen Lieblings-Joghurt im Supermarkt nicht bekommen und bist ein bisschen enttäuscht.
Du erzählst das Deinem Gegenüber, und die Person reagiert so:
„Ja, blöd gelaufen – aber hey, es gibt viel, viel Schlimmeres auf der Welt! Schau Dir mal die Kinder in Afrika an, die haben gar nichts zu essen! Du hast es echt gut! Komm, steh auf, richte Deine Krone und weiter geht’s! Woooohooo, heute ist so ein toller Tag!“
Kennst Du dieses Gefühl? Man wird einfach nicht ernst genommen. Die eigenen Gefühle gelten als falsch.
So wie bei Anna in ihrer Geschichte.
Natürlich – der Hunger in Afrika ist sehr schlimm.
Aber die Enttäuschung über den ausbleibenden Joghurt ist Deine persönliche Wahrheit.
Und es ist völlig in Ordnung, sich darüber zu ärgern.
Denn vielleicht erinnert Dich der Joghurt an schöne Momente aus Deinem Leben, gibt Dir Trost, vor allem, nachdem die letzten Tage ohnehin schon schwierig waren.
Echte Positivität – der Unterschied
Echte Positivität fühlt sich dagegen leicht an. Sie ermutigt und unterstützt.
Sie drängt nicht. Sie bewertet nicht. Sie ist einfach da.
Bleiben wir beim Beispiel des Joghurts:
Ein Gegenüber mit echter Positivität würde wahrscheinlich eher so reagieren:
„Ich kann gut verstehen, dass Du enttäuscht bist. Manchmal braucht man genau das, was einem Freude macht – und dann ist es einfach blöd, wenn es nicht da ist. Leider können wir das nicht ändern, aber wie wäre es, wenn wir heute Mittag zusammen in Dein Lieblingsrestaurant gehen?“
Und da spürt man sofort den Unterschied, oder? Echte Positivität öffnet Dein Herz. Sie lässt Dich verstanden fühlen. Und genau das ist der Punkt. Sie ist ehrlich empathisch.
Wenn Du tiefer in das Thema eintauchen möchtest, hör Dir gern die Podcastfolge #335 Good Vibes Only! Toxische Positivität als Traumafolge von der Traumaexpertin Verena König an.
Sie erklärt wunderbar, wie toxische Positivität mit Traumafolgen zusammenhängt und warum es so wichtig ist, auf die eigene Energie zu achten.
Umgang mit Negativität
Bei Negativität gilt: Nimm bewusst wahr, dass kritische oder abwertende Aussagen meistens nicht persönlich gegen Dich gerichtet sind. Sie spiegeln oft nur die inneren Unsicherheiten, Ängste oder Frustrationen der anderen Person.
Dauer-Negativität zieht Energie, weil Du auch hier ständig reagierst, mitleidest oder Dich rechtfertigst – ohne dass es eine Lösung gibt. Diese Erkenntnis hilft schon, innerlich Abstand zu gewinnen – auch wenn es nicht immer einfach ist, besonders dann, wenn man ständig davon umgeben ist.
Die Strategien
Kommen wir nun zu den Strategien, wie Du in solchen Situationen bei Dir bleiben kannst.
Beim Schreiben dieses Beitrags habe ich mir überlegt, was ich Dir wirklich mitgeben möchte – und auch, in welcher Reihenfolge.
Und ich habe mich dazu entschieden, damit zu starten, was ich persönlich am wichtigsten finde – auch wenn es kein Quickfix ist (was es bei so einem Thema ja eh nicht gibt 😉)
1. Eigener Energiehaushalt & Selbstfürsorge
Wenn wir in einem Umfeld sind, das uns viel Kraft kostet – egal, ob das Verhalten der anderen Person eher toxisch positiv oder negativ ist –, dann ist es unglaublich wichtig, den eigenen energetischen Speicher vor und nach einer Begegnung wieder aufzuladen.
Das heißt ganz konkret: Setz Dich hin und mach eine Liste mit Dingen – oder Wesen –, die Dich nähren und aufladen.

Ich gebe Dir Beispiele aus meiner eigenen Praxis:
Warum auch immer – ich liebe Busfahren.
Das lädt mich auf.
Oder „Grey’s Anatomy“ schauen.
Spaghetti essen geht auch immer. 🍝
Also: Setz Dich an Deine Liste, die Dich auflädt! ☕✨
2. Mini-Unterbrechungen
Wenn es kaum auszuhalten ist – dann unterbrich die Situation einfach kurz.
Geh raus.
Atme durch.
Verschwinde einfach mal kurz auf die Toilette. 😄
Die Toilette ist ein großartiger Rückzugsort! Überkreuze Deine Arme, lege sie auf die Schultern – für den sogenannten Butterfly Hug. Dabei klopfst Du abwechselnd sanft auf Deine Schultern. Das hilft Deinem Nervensystem, sich wieder zu beruhigen.
Vielleicht hast Du auch Deine eigene kleine Übung, die Dir guttut.
Aber ganz wichtig: Gönn Dir diese Mini-Auszeit!
3. Grenzen setzen
Wenn es immer intensiver wird – egal ob negativ oder übermäßig positiv – hast Du jederzeit die Möglichkeit,
a) Gespräche zu unterbrechen,
b) die Dauer zu verkürzen oder
c) das Thema bewusst zu wechseln.
Erinnere Dich daran: 👉 Du bist nicht der emotionale Mülleimer anderer Menschen.
Schöne Sätze dafür können sein:
„Danke, das ist Dein Weg – ich mache es anders.“ Oder:
„Gut, genug darüber gequatscht, wechseln wir das Thema.“
Lange Erklärungen oder das Bedürfnis, jemanden überzeugen zu wollen, rauben nur Energie.
Ich weiß, das Thema Grenzen ist nicht leicht. Denn theoretisches Wissen bringt wenig, wenn Du Deine Grenzen (noch) nicht verkörpern kannst.
Genau dafür habe ich ein wirklich gehaltvolles Workbook gestaltet, das Dich unterstützt, Deine Grenzen zu erkennen und sie körperlich zu spüren. So fällt es Dir leichter, für Dich einzustehen. Hier geht’s zum Workbook: Workbook Gesundes Grenzen setzen
4. Selbstreflexion
Du kannst jede dieser Situationen auch als Spiegel Deiner inneren Welt sehen und Dich fragen:
Welche meiner eigenen Muster werden hier aktiviert? Was triggert mich?
Wunderbar hilfreich sind dabei die sogenannten Warum-Fragen.
Setz Dich – natürlich nicht mitten in der Situation, sondern später, in Ruhe, und hol Dir die Situation vor Dein inneres Auge.
Dann frag Dich zum Beispiel:

„Warum triggert mich Renate so sehr?“
Vielleicht kommt als Antwort:
„Weil sie immer so positiv ist.“ Dann frag weiter:
„Warum stört mich das, dass sie so positiv ist?“
Vielleicht sagst Du: „Weil ich das nicht authentisch finde.“ Dann geh tiefer:
„Warum stört mich das, wenn Menschen unauthentisch sind?“
Vielleicht lautet die Antwort:
„Weil Ehrlichkeit einer meiner wichtigsten Werte ist.“
Und zack! – bist Du wieder ein Stück näher an Deinem Kern, an Deiner Wahrheit.
Diese Selbstreflexion ist unglaublich hilfreich, um Deine eigenen Wunden zu erkennen und sie dann später aufzuarbeiten.
Worte zum Schluss
Wie ich am Anfang schon gesagt habe: Die Strategien, die ich Dir heute mitgebe, sind Impulse und Ideen, die Dir helfen können, solche Situationen besser zu meistern.
Aber manchmal reicht das allein nicht. Und das ist völlig okay.
Wenn Du merkst, dass es zu viel wird oder Du Dich überfordert fühlst – hol Dir bitte Unterstützung. 💛


